Fische sind kein Gemüse

Foto: PETA

Berliner Aquaponik-Firma ECF Farmsystems züchtet Barsche unter widrigen Bedingungen / PETA erstattet Strafanzeige

Berlin / Stuttgart, 6. Februar 2018 – Erschreckende tierquälerische Zustände: Das Unternehmen Ecofriendly Farmsystems (ECF) hält in seiner Berliner Aquaponik-Farm zehntausende Fische auf engstem Raum. Die Ausscheidungen der Tiere werden als Dünger für den Anbau von Kräutern genutzt, die in einem Kreislauf gezüchtet werden. Das als Aquaponik bezeichnete Verfahren wird von ECF als umweltfreundlicher Trend angepriesen. Das Kunstwort Aquaponik setzt sich zusammen aus Aquakultur und Hydroponik, was Pflanzenanbau im Wasser bedeutet. PETA ist der Meinung, dass die tierverachtende Methode einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz (§ 2) darstellt, und zeigte den CEO der GmbH jetzt bei der Staatsanwaltschaft Berlin an.

„Fische sind Lebewesen, kein Gemüse. Heute wissen wir, dass ein Fisch ein ‚Jemand‘ ist und kein ‚Etwas‘. Vor diesem Hintergrund ist es ein Armutszeugnis, die tierquälerische Aquaponik-Methode zu glorifizieren“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Die sensiblen Wirbeltiere sind individuelle Persönlichkeiten. Sie haben ein reiches Sozialleben, schließen Freundschaften, kommunizieren und spielen. Da all das in der Aquaponik-Zucht nicht möglich ist, stellt diese einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.“

In der Berliner Aquaponik-Farm werden jedes Jahr 40.000 Fische in äußerst enge Becken gepfercht, nach sieben Monaten qualvollen Lebens getötet und als „Hauptstadtbarsch“ verkauft. Wie die Betreiber Lebewesen verdinglichen, zeigt sich auch darin, dass sie von „Ernte“ sprechen. Die furchtbaren Bedingungen, unter denen die Fische bis zu ihrem Tod leben müssen, verstoßen für PETA eindeutig gegen das Tierschutzgesetz. In den Becken gibt es weder Pflanzen, noch Verstecke oder Abwechslung für die Tiere. Zudem bieten sie für die riesige Zahl von Fischen so wenig Platz, dass artgerechte Bewegung absolut unmöglich ist.

Während bei der Aquarienhaltung Vorgaben für die Haltung von Fischen zu berücksichtigen sind, gibt es solche Regeln bei der Zucht von sogenannten „Speisefischen“ nicht. Das deutsche Tierschutzgesetz legt jedoch fest: Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen. Außerdem darf er die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Die Strafe bei Zuwiderhandlung beträgt bis zu drei Jahre Freiheitsentzug.

 

PETA vertritt die Ansicht, dass Fische weder auf den Teller noch in ein Aquarium gehören. Ein artgerechtes Leben ist nur in Freiheit möglich. Fische schneiden in Intelligenztests überdurchschnittlich gut ab [1], sie haben ein komplexes Sozialleben und sind loyal [2]. Vor allem aber: Sie spüren Angst, Stress und Schmerz. Die britische Biologin Lynne Sneddon wies nach, dass Fische über zahlreiche Schmerzrezeptoren verfügen [3]. Zudem zeigen die Tiere „Schmerzverhalten“: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Werden ihnen Schmerzmittel verabreicht, stellen die Fische dieses Verhalten wieder ein (4). PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützt die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei [4].

 

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder in irgendeiner anderen Form ausbeuten.

[1] https://www.emory.edu/LIVING_LINKS/publications/articles/Salwiczek_etal_2012.pdf

[2] http://us.macmillan.com/books/9780374714338

[3] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003). Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349

[4] Sneddon, L. U. (2003). The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8

 [6] https://www.end-of-fishing.org/de.

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