Inklusionsbarometer

Inklusionsbarometer: Menschen mit geistiger Behinderung sind Schlusslicht auf dem ersten Arbeitsmarkt

Zum Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember fordert die Lebenshilfe ein Bundesteilhabegesetz mit einem umfassenden Budget für Arbeit

Berlin. Menschen mit einer geistigen Behinderung haben die schlechtesten Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Das zeigt überdeutlich das heute veröffentlichte Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch. Für die Bundesvereinigung Lebenshilfe ist die Studie ein weiterer Beleg dafür, dass die Politik endlich handeln muss. Zum Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember fordert daher die Bundesvorsitzende Ulla Schmidt: „Wir brauchen jetzt ein gutes Bundesteilhabegesetz mit einem umfassenden Budget für Arbeit, das es Werkstattbeschäftigten ermöglicht, in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes zu arbeiten.“

„Auch Menschen mit geistiger Behinderung beweisen tagtäglich“, so die frühere Bundesgesundheitsministerin und heutige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages weiter, „dass sie dort auf ausgelagerten Arbeitsplätzen durchaus bestehen können –  in der Gastronomie, als Bäckergeselle, als Alltagshelferin in der Altenhilfe oder als Patientenlotsen im Uni-Klinikum Jena.“ Um den Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, fordert Ulla Schmidt daneben den Ausbau von bereits vorhandenen Instrumenten wie Betriebspraktika und Unterstützte Beschäftigung. Zu diesem Schluss kommt auch das Inklusionsbarometer.

Heute sind überproportional viele Menschen mit geistiger Behinderung statt auf dem ersten Arbeitsmarkt in einer Werkstatt tätig: Im Jahr 2012 hatten 77 Prozent der 259.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Werkstätten eine geistige Behinderung, dagegen nur drei Prozent eine körperliche Behinderung. In der Aktion-Mensch-Studie machen somit Menschen mit geistiger Behinderung auch nur ein Prozent der befragten Arbeitnehmer aus.

Das Inklusionsbarometer gibt aber auch Hoffnung: Überall dort, wo Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig sind, erfahren sie große Wertschätzung von Arbeitgebern und Kollegen. Im Vorwort der Studie heißt es: „Sie schätzen die hohe Motivation, Leistungsbereitschaft und Identifikation mit dem Unternehmen. Und sie attestieren Menschen mit Behinderung einen positiven Einfluss auf das Arbeitsumfeld. Vielfalt unter Mitarbeitern führt vielfach eben zu mehr Offenheit und einem menschlichen Klima.“

„Diese guten Erfahrungen“, betont Ulla Schmidt, „müssen sich endlich in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft herumsprechen.“

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