Stauf´s Kolumne Januar 2018

Gegen Mitte des letzten Monats ließ der U.S.-amerikanische Präsident die Bombe platzen, in dem er Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte mit der Folge, dass es weltweit nur so an Kritik hagelte, denn keineswegs ist der völkerrechtliche Status von Jerusalem eindeutig festgeschrieben.
Proteste, leider auch mit tödlichem Ausgang, gab es in der Region selbst und es flogen auch schon wieder Raketen … . Und man hielt die Ausrufung einer dritten Intifada für möglich. Proteste gegen Trumps Entscheidung gab es aber auch hier. Am Brandenburger Tor demonstrierte am 10. Dezember eine wütende Menschenmenge und verbrannte einzelne Israel-Fahnen. Noch am gleichen Abend hatte das Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit scharfen Worten kritisiert. „Wir akzeptieren nicht, wenn Juden oder der Staat Israel auf diese beschämende Weise beleidigt werden, denn Deutschland sei dem Staat Israel und allen Menschen jüdischen Glaubens in ganz besonderer Weise verbunden.“ Stimmt, wo er Recht hat, hat er Recht. Nur, das mit der „besonderen Verbundenheit“ sehe ich ein kleinwenig anders: Israel hat mittlerweile seit einem halben Jahrhundert die Westbank besetzt und degradiert unbestreitbar die dort lebende Bevölkerung zu Menschen zweiter oder dritter Klasse! Haben nicht gerade wir Deutsche die Pflicht, die Regierung Israels darauf hinzuweisen, dass sie nicht ähnliche Methoden anwendet, wie sie Juden im Dritten Reich erdulden mussten? Aber genau das ist seit 50 Jahren zugunsten einer hündischen Ergebenheit gegenüber der israelischen Außenpolitik unterlassen worden. Anstatt unter Anerkennung der eigenen historischen Verantwortung aufgrund begangenen Unrechts selbstbewusst das Unrecht anderer zu brandmarken, natürlich nicht nur auf das in Israel, weichen wir feige zurück und verbuddeln lieber noch ein paar Stolpersteine mehr. Irgendetwas läuft hier falsch!
Herzlichst IHR Ulrich Stauf

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3 Kommentare

    • Neville auf 6. Januar 2018 bei 13:42

    Ich empfehle Herrn Stauf folgenden Beitag Herrn Yücels aus der taz vom 30.7.2014 zu lesen. Da steht:
    „Es gibt kein Menschenrecht auf Israelkritik. Und schon gar nicht für dich. Nicht als Nachkomme jener Leute, die die Vernichtung der Juden von Europa geplant und durchgeführt haben. Nicht als Nachkomme jener, die sich am Holocaust bereichert haben. Nicht als Mitarbeiter von Bayer, Degussa oder Volkswagen. Nicht als Angehöriger eines Milieus, das in den neunziger Jahren Technopartys in arisierten Immobilien feierte. Gar nicht. Du bist Deutscher, aus der Nummer kommst du noch in tausend Jahren nicht raus.
    Dieser moralische Imperativ gilt auch, wenn dein Opa nicht in der Wehrmacht dazu beitrug, dass hinter der Front die Gaskammern laufen konnten. Es gibt nämlich kein Deutschland ohne Auschwitz – kein Multikultideutschland, kein linkes Deutschland, kein besseres Deutschland, gar keins.
    Wenn dir die Menschenrechte im Nahen Osten so am Herzen liegen, dann finden sich für dich andere Themen. Die Situation der Palästinenser in Syrien zum Beispiel, die zwischen den Truppen des Assad-Regimes und den liebevoll „Rebellen“ genannten islamistischen Milizen eingeschlossen sind.“
    http://www.taz.de/!5036516/

    • Ulrich Stauf auf 8. Januar 2018 bei 15:56

    Ich weiß wirklich nicht, wie Deniz Yücel das gemeint hat. Etwa im Ernst? Dann hätte er mal Finckelsteins“Holocaustindustrie“ lesen und sich fragen müssen, WER sich auf dem Rücken der Opfer bereichert hat und das bis zum heutigen Tag.
    Das ist übrigens auch ein Unrecht, dass zu brandmarken ist !

    • Rüdiger S. auf 17. Januar 2018 bei 11:22

    Ich war mehr als empört, als ich in der letzten Dorfzeitung Staufs geschichtsnegierende Aussage lesen musste,
    dass Israel in der Westbank ähnliche Methoden wie die Nazis gegenüber den Juden im III. Reich anwenden würde.
    Man spürt den giftigen Atem eines „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“ Auch wenn sich der Staat Israel nicht
    mit Ruhm bekleckert, eine Zwei-Staaten-Lösung verunmöglicht sowie die Menschenrechte der palästinensischen
    Bewohner der Westbank nicht gerade hochhält, erscheint mir Staufs Vergleich total aus den Fugen geraten.
    Hier wird die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas durch Nazi-Deutschland mit dem
    Verhalten der israelischen Staatsorgane in der Westbank gleichgesetzt und erzeugt somit eine Atmosphäre der
    Volksverhetzung sowie – durch Ausklammern des millionenfachen Mordes – der Holocaustverleugnung.
    Jede Relativierung des grausamen Völkermordes an den Juden durch die Hitlerverbrecher kann nur zynisch auf
    die Opfer sowie deren Hinterbliebenen rückwirken und bringt die Toten ein zweites Mal um. Herr Stauf, ich warte
    auf Ihre Entschuldigung!

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