Berliner Gericht erlaubt tierquälerischen Winterzirkus

Berliner Gericht erlaubt tierquälerischen Winterzirkus – PETA kritisiert mangelhaften Vorstoß für Wildtierverbot

Tierrechtsorganisation fordert Innensenator auf, weitere Gastspiele zu untersagen

Im Oktober entzog der Berliner Senat dem Circus Voyage die Genehmigung für das diesjährige Weihnachtsgastspiel auf dem Parkplatz vor dem Berliner Olympiastadion. Diese Entscheidung hat das Verwaltungsgericht Berlin gestern einstweilig kassiert. Der im Koalitionsvertrag vereinbarte Tierschutz sei nicht ausreichend für die Ablehnung. Rechtsexperten zufolge sollten Beschlüsse kommunaler Wildtierverbote laut derzeitiger Rechtslage neben tierschutzfachlicher Erwägungen auch den kommunalrechtlich relevanten Aspekt der Gefahrenabwehr als wesentlichen Grund für das Verbot benennen. Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA, kritisiert den Gesamtvorgang:

 

„Dass die Unterbringung der Wildtiere bei dem hoch umstrittenen und vielfach kritisierten Circus Voyage als tierquälerisch angesehen werden kann, beweist PETA seit vielen Jahren durch seine Chronik. Innensenator Andreas Geisel muss nun ungeachtet dieser Eilentscheidung sein Wort halten und weitere Gastspiele durch ein rechtssicheres Verbot verhindern. Berlin muss die nachweislich erhebliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch Zirkusse in den Mittelpunkt stellen und Zirkusbetrieben zudem eine längere Übergangsfrist einräumen, was hier versäumt wurde. Durch dieses dilettantische Vorgehen war das Auftrittsverbot des Berliner Weihnachtszirkus zum Scheitern verurteilt.“

 

Gravierende Tierschutzverstöße bei Circus Voyage
Knapp 10.000 Tierfreunde hatten bis Oktober 2018 PETAs Online-Petition unterzeichnet und damit den Berliner Innensenat aufgefordert, seinem Versprechen, den Tierschutz zu stärken, mit dem Beschluss eine Zirkus-Wildtierverbots nachzukommen. Circus Voyage führt exotische Tierarten wie Elefanten, Giraffen und ein Flusspferd mit. Bei einem Gastspiel in Berlin im Mai 2017 kam es zu einem Zwischenfall, als der Zirkus eine veterinäramtliche Kontrolle verweigerte: Ein Berliner Amtsveterinär und ein Polizist wurden während einer Kontrolle von einem ungesicherten Wachhund des Zirkus gebissen; der Amtsveterinär wurde im Krankenhaus behandelt. Die Polizei hatte die Kontrolle begleitet, da das Veterinäramt bei vorherigen Kontrollen mehrere gravierende Tierschutzverstöße festgestellt hatte und der Zirkus behördliche Nachkontrollen verweigerte. Das Veterinäramt hatte Mängel in der Elefanten-, Giraffen-, Pferde- und Gänsehaltung dokumentiert.

Deutschland Schlusslicht beim Schutz von Tieren im Zirkus
Immer mehr Städte setzen ein Zeichen für den Tierschutz. So haben unter anderem Karlsruhe, Ingolstadt, Düsseldorf und Stuttgart ein kommunales Wildtierverbot beschlossen. In 27 europäischen Ländern, darunter beispielsweise Belgien, Österreich, die Niederlande und Griechenland, sind bereits bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus nicht mehr erlaubt.  Auch der deutsche Bundesrat forderte 2016 bereits zum dritten Mal ein Verbot von Wildtieren im Zirkus und begründete in seinem Entschließungsantrag detailliert, warum sie in Zirkussen erheblichem Leid ausgesetzt sind – unabhängig vom jeweiligen Betrieb. Vor diesem Hintergrund kritisiert PETA insbesondere die CDU/CSU-Fraktion, die als einzige Partei im Bundestag ihre Zustimmung zu einem Wildtierverbot verweigert. Bezüglich exotischer Wildtierarten sprechen sich auch die Bundestierärztekammer sowie die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland für ein Verbot aus. Einer repräsentativen forsa-Umfrage zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere im Zirkus nicht artgerecht gehalten werden können.

Tiere leiden im Zirkus
PETA fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus. Die Haltung und Zurschaustellung sind für sie alle untrennbar mit Leid verbunden. Die ständigen Transporte, die viel zu kleinen Gehege und eine Dressur, die gerade bei Wildtieren von Gewalt und Zwang geprägt ist, führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod.

Weitere Informationen:
PETA.de/Wildtierverbot-Berlin

PETA.de/Zirkus-Voyage-Alois-Spindler
PETA.de/VerbotWildtiereImZirkus
PETA.de/Wildtierdressur

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