Rieselfelder (10): Methoden und Grenzen der Gefahrenabwehr

In der neunten Folge wurde über Möglichkeiten zur Einschränkung von Gefahren durch bodenmeliorative Maßnahmen sowie durch Umwidmung der Rieselfelder zur Nutzung außerhalb der Futter- und Nahrungskette berichtet.
Es gibt auch Methoden zur Verminderung der Schadstoffwirkung mit biologischen und chemischen Mitteln. Nachdem bekannt ist, dass verschiedene Pflanzen sehr unterschiedliche Mengen von einzelnen Schwermetallen aufnehmen und diese nur in bestimmten Pflanzenorganen einlagern, wäre es theoretisch möglich, durch die Pflanzenwahl (z.B.grasartige > krautartige) und das Nutzen weniger belasteter Pflanzenteile (meist Speicherorgane, Samen, Knollen, Früchte) die Nahrungskette zu schützen. Leider ist das in der Praxis schwer durchzusetzen, zumal Wildtiere nicht nach Schadstoffgehalt, sondern nach Schmackhaftigkeit selektieren. Auch die Förster wählen für den Waldaufbau die Gehölze nach anderen Kriterien aus.
Hochbelastete Salweiden werden von den Rehen bevorzugt abgefressen und Wildhasen gelangen meist nur an verschmutztes Futter am Erdboden. Ihre Innereien (Lebern, Nieren) sind auch am höchsten belastet. Längerfristig wäre durch die Pflanzenwahl, d.h. einen Bestandesumbau eine spürbare Entlastung der Futterkette möglich. Andererseits gelingt es nicht, mit stark akkumulierenden Pflanzen in überschaubaren Zeitabständen belastete Böden zu sanieren.
Neuere Untersuchungen lassen die Aussage zu, dass sichtbare Pflanzenschäden auf Rieselfeldern häufig auf überhöhte Kupfergehalte im Boden zurückzuführen sind. Es gibt Pflanzen, die auch bei überhöhten Kupfergehalten wachsen (z.B. Sandreitgras, Quecke,).
Aktuelle Untersuchungen mit chemischen oder biologischen Sorptionsträgern an Berliner Universitäten versprechen neue Lösungswege zur Gefahrenabwehr.
Dagegen helfen bisherige Empfehlungen mit Aufkalkung oder Zuführung organischer Substanz nur begrenzt und vorübergehend den Boden- Pflanzentransfer einiger Schwermetalle zu reduzieren. Durch Kalkung werden Schwermetalle festgelegt, die bei niedrigen pH-Werten mobil (pflanzenverfügbar) sind (Zink, Cadmium, Nickel).  Durch organische Düngung sind die Elemente Kupfer, Blei und Chrom im Boden vorübergehend zu fixieren. Eine dritte Gruppe von Schwermetallen ist durch den Feinanteil (Ton, Schluff) dauerhaft zu binden (Blei, Chrom). Andere Elemente werden zu schwerlöslichen Oxiden festgelegt.
Es ist bisher nicht möglich mit einer einzelnen Maßnahme den Boden dauerhaft und umfassend zu sanieren und die Pflanzen vor Schadstoffeinträgen zu schützen. Zusätzlich erschwert das Zusammenwirken verschiedener Stoffe und Faktoren eine einfache Antwort.
Mit dieser zehnten Folge werden die Beiträge zur Geschichte und zu den Folgen der Abwasserverrieselung abgeschlossen. Der Autor bedankt sich für Anfragen und Hinweise von Lesern und bei der Redaktion der Dorfzeitung für die angenehme Zusammenarbeit.

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