Rieselfelder (5): Vorbeugung oder Panik?

Nach dem vierten Beitrag zur Rieselfeldgeschichte wurde die Frage gestellt, ob es 25 Jahre nach Einstellung der Abwasserverwertung nicht Panikmache ist, wenn noch immer von einer notwendigen Gefahrenabwehr gesprochen wird.
Hier meine Antwort: Es gibt gesetzlich festgelegte Vorsorge-, Prüf- und Maßnahmewerte für Böden sowie Futtermittel- und Lebensmittelgrenzwerte für die Vegetation, um die Organismen der Biosphäre gesund zu erhalten bzw. zu schützen. Auf den Bucher Rieselfeldern sind bei großer Heterogenität in den Jahren 2008 und 2011 noch Bodengehalte nachgewiesen worden, die im Durchschnitt um das Vier bis Fünffache und Pflanzengehalte die um das Fünf bis Sechsfache über den bekannten Unbedenklichkeitswerten liegen.
Die Artenvielfalt der Vegetation nimmt mit zunehmender Bodenbelastung ab. Bei hoher Schadstoffbelastung beschränkt sie sich auf die robuste Quecke. Selbst Hochstauden und Sträucher können sich nur schwer durchsetzen.
Ist es Ihnen schon aufgefallen, dass es in hoch belasteten Rieselfeldböden keine Regenwürmer gibt, obwohl Standorte mit hohem Humusanteil gute Lebensbedingungen bieten würden? Experimente belegen, dass Regenwürmer bei Wahlfreiheit aus belasteten Rieselfeld- in unbelastete Vergleichsböden abwandern.
Wild- und Weidetiere auf Rieselfeldern machen äußerlich einen gesunden Eindruck, ihre inneren Organe sind aber nach längerem Aufenthalt auf belasteten Böden über den Lebensmittelgrenzwert mit Schadstoffen angereichert.
Nach Literaturhinweisen sind in den Filterorganen der tierischen Körper (Lebern und Nieren) auf Rieselfeldern bei Rindern Überschreitungen von 200 % über den Lebensmittelgrenzwert gefunden worden. Diese dürfen nicht in den Handel gelangen. Selbst der Rinderkot war zirka 30 fach höher belastet als Kot von Rindern auf dem Naturland. Diese Untersuchungen werden zur Zeit von Studenten der Humboldt-Universität Berlin in Hobrechtsfelde wiederholt.
Ein Jäger, der mir stolz erklärt, dass er am Wochenende wieder eine Wildschwein leber aus dem Rieselfeldgebiet gegessen hat, wird nicht daran sterben, wie auch ein Zigarettenraucher nach der 20. Zigarette nicht gleich tot umfällt.
An den Eingängen zu den Tiergehegen steht „Freilaufender Bulle“ und „Tiere nicht füttern“. Einen Hinweis auf einfaches hygienisches Verhalten habe ich vergeblich gesucht. (z.B. nicht auf und mit den belasteten Böden spielen, keinen Rieselfeldboden in die Hausgärten holen, keine Kräuter für den Verzehr sammeln, vor dem Essen die Hände waschen). Hygiene heißt vorbeugen.

 

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